23.8.2022

Teilzeit arbeiten, um die Belastung zu verringern?

Von Pascal Christen
In einem aktuellen Bericht des Tagesanzeigers / Sonntagszeitung berichtet Nadja Pastega davon, dass viele Pädagogen Teilzeit arbeiten. Sie ist der Meinung, dass ein Mangel entsteht und dass Lehrpersonen mit grösseren, aufgestockten Pensen die aktuell fehlenden Arbeitskräfte auffangen könnten. Für Politiker sei die Durchsetzung von höheren Arbeitspensen ein Tabuthema. Die Journalistin opponiert grundsätzlich gegen Teilzeitarbeit und nennt diverse bekannte Gründe für die Reduktion des Arbeitspensums der Pädagogen: die hohe Belastung, hoher administrativer Aufwand, schwierige Elterngespräche etc. Zudem sagt sie, sei der Lehrerberuf attraktiv, weil man gut Teilzeit arbeiten kann, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. In der öffentlichen Meinung sind ihre Argumente fest verankert.
In einem älteren Bericht habe ich zu einer ähnlichen Thematik bereits einmal Stellung genommen. Teilzeitarbeit im Lehrerberuf ist zwar möglich, aber wird aufgrund der komplexen Stundenplanung stets schwieriger. Ausser man ist bereit, sein Teilzeitpensum auf die ganze Woche zu verteilen oder akzeptiert einen löchrigen Stundenplan, was die Vereinbarung von Familie und Beruf mit arbeitenden Erziehungsberechtigten unmöglich macht.
Ob die Aufstockung der Arbeitspensen wirklich den Arbeitsmarkt beruhigen kann, kann ich nicht eruieren. Fakt ist aber, dass viele Lehrerinnen und Lehrer Teilzeit arbeiten wollen, sei aus familiären oder persönlichen Gründen oder eben aus Gründen der zu hohen Arbeitsbelastung. Und dieser letzte Punkt ist beunruhigend.
Es kann nicht sein, dass neue, ausgebildete Lehrpersonen bereits nach wenigen Jahren ihr Pensum aufgrund der hohen Belastung reduzieren. Kurzfristig scheint dies für die betroffenen Lehrpersonen eine Lösung zu sein, langfristig wird dieser Plan nicht aufgehen. Werden denn die Belastungen im Lehrerberuf in den folgenden Jahren weniger?
Die Schulleitungen sind gefordert, die überlasteten Junglehrerinnen und Junglehrer zu unterstützen und zu entlasten. Sie sollen die Personen ansprechen und ihnen Möglichkeiten aufzeigen, wie sie den stressigen Alltag bewältigen können. Die anfallenden Arbeiten sollen auf mehrere Personen verteilt werden und die Junglehrerinnen und Junglehrer sollen Unterstützung erhalten, wenn sie mit herausfordernden Situationen und Anliegen mit Schüler*innen und Eltern konfrontiert werden. Andernfalls springen noch mehr Junglehrerinnen und -lehrer ab und der Personalmangel wird noch grösser.
Die Bildungspolitiker sind gefordert. Nicht eine Durchsetzung von höheren Pensen müssen diese umsetzen, um den Lehrermangel zu bekämpfen, wie dies Nadja Pastega in ihrem Bericht geschrieben hat, sondern beispielsweise eine Verkleinerung der Lektionenzahl, eine Reduzierung des administrativen Aufwandes oder eine grundsätzliche «Konsolidierungsphase» bei den Schulentwicklungen oder bei der Einführung des Lehrplans 21 sollen sie vorantreiben. Die Einführung neuer Fächer und Lehrmittel aber auch die Überarbeitung der Beurteilungssysteme bzw. der Kompetenzen beschäftigen die Lehrpersonen intensiv. Die Bildungspolitiker sollten die Anstellungsbedingungen verbessern und die Löhne den aktuellen Gegebenheiten anpassen.

Es ist wichtig, dass alle Lehrpersonen eine gute Perspektive in ihrem Schaffen sehen. Um dies zu erreichen, müssen einige Baustellen im Bildungswesen angegangen werden. Der Lehrermangel ist bereits da, auch im Kanton Zug. Damit nicht noch mehr Lehrpersonen abspringen, wurde mit dem Projekt «Anstellungsbedingungen» bereits ein Schritt in die richtige Richtung gemacht. Es bedarf aber weiterer Schritte, um die jungen Lehrerinnen und Lehrer im Vollpensum und auch generell im Beruf zu halten.