18.8.2023

Veränderter Stellenwert des konfessionellen Religionsunterrichts

Der Stellenwert des konfessionellen Religionsunterrichts hat sich verändert! 

In vielen Gemeinden nimmt nur noch eine Minderheit der Schülerinnen und Schüler am konfessionellen Religionsunterricht teil. Darum ist es an der Zeit, den Religionsunterricht neu zu strukturieren.

Von Pascal Christen

Im Zuge einer aktuellen Umfrage zum konfessionellen Religionsunterricht unter unseren Mitgliedern zeigt sich ein klares Bild: Im Kanton Zug müssen Überlegungen angestellt werden, wie der Religionsunterricht neu zu strukturieren ist. 

Aktuell sind die Religionslektionen oft vor den eigentlichen Schulstunden angesetzt, was zu Herausforderungen bei der Erstellung des Stundenplans führt. Häufig kommen die Religionslehrerinnen und Religionslehrer in jedem Schuljahr mit neu gesetzten Stunden. Dies macht es den Stundenplanerinnen und Stundenplaner wie auch den Klassenlehrpersonen nicht einfach, einen schülergerechten Stundenplan zu erstellen. Sie müssen sich jedes Jahr wieder neu anpassen. Dies hat zur Folge, dass Lehrkräfte teilweise auf Frühstunden ausweichen müssen, um den regulären Unterrichtsablauf zu gewährleisten. Zudem hängen mit der Stundenplanung auch viele weitere schulische wie auch private Komponenten wie Familienstrukturen (Kita, Mamitag, Papitag, etc.) zusammen.

Laut unserer Umfrage gibt es einige Argumente, die für eine Veränderung sprechen:

  1. Trennung von Staat und Kirche: Gemäss der schweizerischen Bundesverfassung sind Staat und Kirche getrennt. Die Bildung und die Schulzeit unterliegen staatlicher Regulierung und haben somit Vorrang.
  2. Komplexität der Stundentafel: Die Stundentafel ist bereits umfangreich, und die Organisation von Sport-, TTG- und Fachstunden, der Niveaukurse, des Lernstudios und Wahlfächern gestaltet sich als sehr kompliziert.
  3. Freiraum für zusätzliche Förderung: Die derzeitige Platzierung der Religionsstunden blockiert potenzielle Stunden für DaZ, SHP, Logopädie usw.
  4. Schwierigkeiten bei Exkursionen: Die Platzierung der Religionsstunden erschwert die Planung von ganztägigen Exkursionen.
  5. Charakter des Religionsunterrichts: Der konfessionelle Religionsunterricht wird immer mehr von einer Minderheit der Schülerschaft besucht. Angehörige anderer Religionen organisieren ihren Unterricht in der Freizeit.
  6. Ungerechte Auswirkungen auf Schüler: Nicht alle Schülerinnen und Schüler nehmen am Religionsunterricht teil. Die derzeitige Planung führt dazu, dass einige Schülerinnen und Schüler während des Religionsunterrichts keine regulären Stunden haben, was zu einer Ungleichheit führt.
  7. Herausforderungen bei Gruppenbildung: Die Bildung von Halbklassengruppen muss teilweise nach der Konfession der Schülerinnen und Schüler erfolgen, ohne andere Kriterien wie Geschlecht, Wohnort, DaZ, soziale Konstellationen usw. zu berücksichtigen.
  8. Erschwerte Lehrplanung: Durch die derzeitigen Religionslektionen an bestimmten Nachmittagen gestaltet sich die Planung für aufbauende Unterrichtsinhalte in alternierenden Tagen erschwert.
  9. Einschränkungen für Zusammenarbeit: Parallelklassen haben teilweise an verschiedenen Nachmittagen Religionsunterricht, was die Möglichkeit der klassenübergreifenden Zusammenarbeit, bei Projekten und Ausflügen, beeinträchtigt.

In Anbetracht dieser und weiterer Gründe sollte eine Überarbeitung des Stundenplans gemacht werden, um allen Bedürfnissen sowie den organisatorischen Anforderungen besser gerecht zu werden. Dies ergäbe eine grosse Vereinfachung und mehr Spielraum für eine effizientere Stundenplanung.