4.5.2022

Zug riskiert Lehrpersonenmangel – und gönnt sich eine Steuersenkung

Nachdem sich Zug bisher erfolgreich dem Lehrpersonenmangel entziehen konnte, wird die Mangellange vermehrt auch im Kanton Zug spürbar. Simon Saxer hat in einem Artikel das Thema Lehrpersonenmangel aufgegriffen und für den Kanton Zug eingeordnet.

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27.2.2023

Stundenplanung- eine komplexe Angelegenheit

Die Stundenplanung ist für alle Beteiligten eine Herausforderung und wird jedes Jahr komplizierter.

Von Pascal Christen

Die Komplexität des Stundenplanes ist hoch. Stundenplanerinnen und Stundenplaner sind in diesen Tagen nicht zu beneiden. In den nächsten Wochen haben sie die Aufgabe, einen schülergerechten Stundenplan zu erstellen. Dabei müssen sie die Vorgaben des Kantons und der Gemeinde umsetzen und die der Schulleitungen beachten. Des Weiteren machen es die Pensen-Wünsche der Lehrpersonen, ihre Fächerkombinationen, weitere Einschränkungen der Schule (beispielsweise Blockzeiten, Niveauunterricht, Zimmerbelegung bzw. Turnhallenbelegungen, Wahlfachanmeldungen, Putzpläne usw.) fast unmöglich, einen stimmigen Stundenplan zu entwerfen. Stundenplanerinnen und Stundenplaner machen einen guten Job und das Stundenplanungsprogamm Untis unterstützt sie dabei. Aber dennoch kommt es einer Mammutaufgabe gleich, es allen Beteiligten recht zu machen. Zusätzlich kommen auch noch die Wünsche der Lehrpersonen, vermehrt Teilzeit zu arbeiten und der akute Lehrpersonen Mangel dazu. Das alles muss jedes Jahr von neuem unter einen Hut gebracht werden. Wie kann man diese Problematik lösen?

Schulleitungen manifestieren, dass die Schülerinnen und Schüler bei der Stundenplanung an oberster Stelle stehen und einen schülergerechten, ausgeglichenen Stundenplan haben sollen. Dies ist aufgrund der vielen bereits genannten Einschränkungen oftmals nicht mehr so. Der Niveauunterricht, oder beispielsweise auch der Religionsunterricht machen es vielen Stundenplanerinnen und Planern schwer, einen sinnvollen Stundenplan zu erstellen. Oftmals werden pragmatische Lösungen gefunden, aber dennoch entstehen manchmal Stundenpläne, die sowohl für Schülerinnen und Schüler als auch für die Lehrpersonen nicht ideal oder auch schwer nachvollziehbar sind.

Es braucht grundlegende Veränderungen in der Stundenplanung. Vielleicht ist in Zukunft zu überlegen, den Niveauunterricht anders zu konzipieren, damit die Stundengefässe wieder einfacher gefüllt werden können. Beispielsweise sind in einer vergangenen Klasse nur zwei Schüler in der Mathematik in einem anderen Niveau gewesen. In der Stundenplanung mussten aber sechs Lektionen der beiden Niveauzüge gleichzeitig gesetzt werden, damit der Niveauunterricht so stattfinden konnte. Diese Vorgabe schränkt die Stundenplanung immens ein. Die Schülerinnen und Schüler können auch innerhalb einer Klasse niveaugerecht unterrichtet werden, sodass dieses Problem zukünftig wegfallen würde. Religionsunterricht kann, wie bereits der Konfessionsunterricht der Andersgläubigen, am Mittwochnachmittag oder in der Freizeit stattfinden. Diskussionen zu diesen beiden Themen finden immer wieder statt, haben aber bisher keinen Anklang gefunden. Aber auch kleinere Optimierungen können schon etwas bewirken: Veraltete Putzpläne oder fixe Turnhallenbelegungen müssen überdacht werden, so dass ein sinnvoller Stundenplan entstehen kann.

Aus Sicht der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ist die jährliche neue Stundenplanung eine grosse Belastung. Wie sieht mein Stundenplan im nächsten Jahr aus? Vor allem Teilzeit Mitarbeiterinnen und  Mitarbeiter bleiben auf der Strecke. Sie und ihre Partner zittern jedes Jahr im Frühling, ob das Schulpensum und die anderen Verpflichtungen (Hausfrau, Hausmann, Arbeitspensum des Partners/ der Partnerin, Kinderbetreuung, etc.)  wieder zu vereinbaren sind. In einem früheren Bericht habe ich schon einmal zu dieser Thematik Stellung genommen. Schulleitungen sperren sich immer noch oftmals mit Zusagen, dass Pensen an Wochentagen fixiert werden können. Sie begründen dies mit der Komplexität des Stundenplanes. Zudem ermöglichen die oben genannten Einschränkungen der Schule wenig Flexibilität. Und dennoch: Viele Teilzeit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind offen für pragmatische Lösungen und decken oftmals noch letzte einzelne Lektionen ab, wenn es darum geht, den Stundenplan zu komplementieren. Es sind wertvolle Lehrpersonen und werden dafür geschätzt. Fordern sie aber mehr Flexibilität bei der Stundensetzung, ist dies weiterhin nicht möglich. Vielleicht braucht es vermehrt kreative Ansätze. Kann beispielsweise ein Fach nicht auch unter mehreren Lehrpersonen aufgeteilt werden? Teamteaching wird bereits erfolgreich umgesetzt. Wieso kann dies nicht auch in einzelnen Fächern stattfinden? Die Aufteilung der Klassenlehrerfunktion wird in der Primar teilweise schon praktiziert, um die Arbeitsbelastung aufzuteilen, so dass dies auch bei Fächern oder anderen Aufgaben möglich sein sollte. Und sollte eine Klassenlehrperson einmal länger krank sein oder wenn sie sogar die Stelle aufgibt, ist bei einer Aufteilung der Klassenlehrerfunktion nicht gleich das ganze Wissen einfach weg.

Eine weitere Problematik ist, dass immer mehr Lehrerinnen und Lehrer Teilzeit arbeiten wollen. Zum einen gibt es die Diskussion über die Generation Z, die scheinbar eine andere Einstellung gegenüber der Arbeit haben. Etwas salopp gesagt, denkt sie über das Arbeitsleben: Lieber etwas weniger arbeiten, dafür ein erfülltes Leben haben, anstatt wie die frühere Generation, die oftmals ihr Leben für die Arbeit ausrichtet. Zum anderen sind an den Pädagogischen Hochschulen die Frauen in grosser Überzahl und der Lehrerberuf wird ein Lehrerinnenberuf. Viele dieser Frauen werden sich früher oder später über die Familienplanung Gedanken machen und darum auch Teilzeit arbeiten wollen. 

Es ist also an der Zeit, über die Planung der Pensen und den Stundenplan nachzudenken und Reformen einzuleiten, um auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzugehen. Schliesslich wird auch in der Wirtschaft Homeoffice erfolgreich praktiziert. In unserem Beruf ist dies natürlich weniger umsetzbar, aber dennoch könnte man utopisch denken. Wie wäre es, wenn man eine Teamsitzung über TEAMS verfolgen könnte? Wenn Stunden flexibel abgetauscht werden könnten? Wenn man sich einen Stundenpool mit einem unbürokratischen Einspringen bei Krankheit eines Teamkollegen erarbeiten könnte, um auch einmal an einem selbst gewählten Tag frei zu nehmen? Wenn grössere Schulen eine eigene KITA für die Kinder der Arbeitnehmer anbieten würde?

Damit Arbeitnehmende weiterhin im Lehrerberuf tätig bleiben und um weiter attraktiv zu bleiben auf dem Arbeitsmarkt, sind Veränderungen in der Schule und eben auch für die Arbeitnehmenden unabdingbar. Denn wenn die Lehrpersonen im Beruf bleiben oder Lehrerinnen beispielsweise nach einer Mutterschaft wieder zurückkommen, ist dies für jede Schule wertvoll. Das Know-how ist unersetzbar, Kontinuität ist für Schulen wichtig.

Wie man die Problematik auch betrachtet, die Stundenplanung ist komplex und bleibt ein viel diskutiertes Thema. Die Schule hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Viele Schulentwicklungsprojekte haben die Lehrpersonen mitgetragen und umgesetzt. Jetzt ist es an der Zeit, dass sich auch etwas für die Arbeitnehmenden ändert.